Puppen überwintern

Schmetterlingspuppen überwintern – so gelingt es sicher

Wie Schmetterlinge überwintern, ist sehr unterschiedlich: Manche Arten – wie das Tagpfauenauge – überstehen den Winter als ausgewachsene Falter. Andere verweilen als Raupe oder sogar als Ei . Die meisten heimischen Arten verbringen die kalte Jahreszeit jedoch als Puppe. In dieser Phase legen sie eine sogenannte Diapause ein – eine Ruhezeit, in der der Stoffwechsel stark reduziert und die Entwicklung vollständig angehalten wird.

Damit das sicher gelingt, gibt es zwei einfache und bewährte Methoden: Entweder draußen an einem geschützten Ort oder kontrolliert im Kühlschrank. In beiden Fällen kommt es auf eine gleichmäßig kühle, leicht feuchte Umgebung und regelmäßige kurze Kontrollen an, damit die Puppen weder austrocknen noch schimmeln.

Warum Puppen eine Winterpause brauchen (Diapause verstehen)

Ob eine Schmetterlingspuppe in Winterruhe geht, hängt von mehreren Faktoren ab, die je nach Art unterschiedlich stark wirken. Der wichtigste Auslöser ist die Tageslänge: Wird es im Spätsommer deutlich früher dunkel, signalisiert das der Raupe, dass sich der Winter nähert. Sie bildet dann eine Puppe, die in Diapause geht – also in einen Zustand stark verlangsamter Entwicklung. Sinkende Temperaturen verstärken diesen Reiz. Bei manchen Arten, wie dem Grünader-Weißling (Pieris napi), ist sogar eine längere Kältephase nötig, damit die Puppe im Frühjahr wieder „aufwacht“. Beim Schwalbenschwanz (Papilio machaon) reicht dagegen meist allein die verkürzte Tageslänge, um die Winterpause auszulösen.

Wie empfindlich eine Art auf Licht und Temperatur reagiert, ist genetisch festgelegt und an ihr jeweiliges Klima angepasst. Nördliche Populationen reagieren oft früher auf kurze Tage als südliche – so verschiebt sich die sogenannte „kritische Tageslänge“ entlang des Breitengrads. Auch die Umweltbedingungen spielen eine Rolle: milde Herbste, künstliches Licht oder städtische Wärme können die Signale verfälschen und den Beginn der Diapause verzögern.

Bei manchen Arten ist der Jahresrhythmus sogar genetisch vollständig vorgegeben. Diese sogenannten univoltinen Arten haben nur eine Generation pro Jahr – ihre Puppen lassen sich durch keine Temperatur oder Lichtkombination dazu bringen, noch im selben Jahr zu schlüpfen. Ein Beispiel ist der Mondspinner (Actias luna) und dabei Linien aus aus Kanada: Selbst wenn die erste Generation bereits Ende Juni verpuppt ist und danach in konstant warmem Klima gehalten wird, bleibt sie in Diapause und schlüpft erst im folgenden Frühjahr. Das zeigt, wie stark genetische Programme und Umweltreize bei der Überwinterung zusammenwirken – und dass manche Arten dem Jahreszyklus strikt „folgen“, ganz unabhängig von den aktuellen Bedingungen.

Tropische Arten wie Atlasspinner (Attacus atlas) oder Actias-Arten aus wärmeren Regionen kennen dagegen keine Kälte-Diapause. Sie stammen aus Gebieten ohne ausgeprägte Jahreszeiten und entwickeln sich im Puppenstadium ohne Unterbrechung weiter, solange es warm bleibt. Die Auslöser der Winterruhe sind also nicht überall gleich – jede Art besitzt ihre eigene, fein abgestimmte Kombination aus Licht-, Temperatur- und Umweltreizen, um den richtigen Moment für die Winterpause zu erkennen. Gleichwohl kann es bei tropischen Arten sein, dass diese aus anderen Gründen, meist Trockenheit, in eine Diapause gehen.

So erkennst du, ob deine Puppen überwintert werden müssen

In der folgenden Übersicht sind häufig gezüchtete Schmetterlingsarten mit Herkunft, Temperaturbereich und Überwinterungsform aufgeführt. So siehst du schnell, welche Arten eine Winterpause brauchen und welche Schmetterlinge im Winter gezüchtet werden können.

Lesebeispiele: Actias luna überwintert als Puppe und benötigt eine kühle Ruhephase. Atlasspinner entwickeln sich ohne Pause bei gleichmäßig warmem Klima. Das Tagpfauenauge überwintert nicht als Puppe, sondern als Falter.

Art Herkunft / Klima Überwinterungs-Temperatur Überwinterungsart Weitere Hinweise
Samia ricini (Götterbaumspinner) tropisch / domestiziert ≥ 18 °C keine Kältephase Ganzjährig warm halten; keine Diapause; Kühlschrank schadet.
Antherina suraka (Bullenauge) Madagaskar, tropisch–subtropisch 20–26 °C keine Kältephase Ganzjährig warm halten; keine Diapause; Kühlschrank schadet. Überliegt manchmal
Actias selene (Indischer Mondspinner) Süd- und Südostasien (subtropisch) 18–24 °C keine Kältephase Kokon kann kurzzeitig kühl stehen, aber nicht im Kühlschrank lagern.
Actias luna (Mondspinner) Nordamerika (warm bis kühl gemäßigt) 4–7 °C  Puppe in Kokon  Univoltin in Kanada; in Zucht oft mehrere Generationen
Antheraea pernyi (Chinesischer Eichenspinner) Ostasien (gemäßigt) 4–7 °C Puppein Kokon  übersteht auch norditalienische Winter
Attacus atlas (Atlasspinner) Südostasien (tropisch) ≥ 24 °C keine Kältephase Kälteempfindlich; konstante Wärme erforderlich. Geht jedoch teils in Diapause
Argema mimosae (Afrikanischer Mondspinner) Afrika (subtropisch) 22–26 °C keine echte Kältephase Reagiert auf Trockenzeit, nicht auf Kälte; warm halten.
Saturnia pavonia / pavoniella (Kleines Nachtpfauenauge) Europa (heimisch) 4–7 °C Puppein Kokon  Sehr robust; Outdoor-Überwinterung unter Schutz möglich.
Saturnia pyri (Großes Nachtpfauenauge) Süd- und Mitteleuropa 4–7 °C Puppe im Kokon Braucht klare Kältephase; schlüpft im Frühjahr nach Kältesumme.
Actias dubernardi (Chinesischer Mondspinner) China (montan, kühl gemäßigt) 3–7 °C Puppe im Kokon Kältefest; mehrere Monate Diapause möglich.
Araschnia levana (Landkärtchen) Europa (heimisch) 4–7 °C Puppe Zweite Generation überwintert als Puppe; Photoperiode gesteuert.
Aglais io (Tagpfauenauge) Europa (heimisch) Falter (Winterstarre) Überwintert als Falter, nicht als Puppe.
Aglais urticae (Kleiner Fuchs) Europa (heimisch) Falter (Winterstarre) Robust; überwintert meist als Falter.
Vanessa atalanta (Admiral) Europa / Mittelmeerraum Falter / Wanderfalter Überwintert dank Klimawandel neuerdings in Deutschland; zieht teils nach Süden.
Vanessa cardui (Distelfalter) Weltweit (Wanderfalter) Wanderfalter Abwanderung im Herbst; Schmetterling stirbt bei Frost.
Papilio machaon (Schwalbenschwanz) Europa (heimisch) 4–7 °C Gürtelpuppe Typische Winterpuppe; Kühlschrank- oder Outdoor-Überwinterung.
Acherontia atropos (Totenkopfschwärmer) Afrika / Südeuropa (Wanderfalter) 20–25 °C warm durchziehen Keine zuverlässige Puppenüberwinterung; warm halten. Diapause teils erforgreich.
Samia cynthia (Ailanthusspinner) Asien / Südeuropa 4–7 °C Puppe (Kokon-Diapause) Mehrmonatige Kältephase erforderlich; sehr winterhart.


Schritt für Schritt

Bevor die Überwinterung beginnt, sollten sich die Puppen vollständig ausgehärtet haben. Frische Puppen bleiben zunächst einige Tage bei Zimmertemperatur liegen, bis die Hülle fest und gleichmäßig, meist dunkel gefärbt ist. Erst dann kommen sie in die Winterruhe. Zur Aufbewahrung eignet sich eine mit Netz bespannte, luftdurchlässige Box (siehe Baunanleitung). Als Unterlage dient leicht angefeuchtetes Moos. Es darf beim Drücken nicht tropfen, sollte aber spürbar kühl und leicht feucht sein. Natürliches Moos aus dem Garten kann verwendet werden, sollte jedoch schädlingsfrei sein – im Zweifel einfrieren, um Milben und Parasiten abzutöten.

Erdpuppen legt man direkt auf das Moos und bedeckt sie mit zwei bis drei Zentimetern Moos. Alternativ lassen sie sich auch in Kleintierstreu lagern. Frei hängende Puppen und Gürtelpuppen können ebenso auf dieser Unterlage ruhen, hier aber trockener halten und darauf achten, dass keine Feuchtigkeit an der Auflagefläche steht. Puppen in Kokons (Götterbaumspinner, Atlasfalter u.w.) legt man einfach auf das Moos, am besten im Kokon belassen.

Wichtig ist, dass die Box an allen Seiten eine raue Oberfläche hat, zum Beispiel Papier, Küchenrolle oder feines Netz. So können die frisch geschlüpften Falter problemlos an der Wand hochklettern, sich festhalten und ihre Flügel vollständig entfalten, ohne Schaden zu nehmen.

Die Feuchtigkeit sollte etwa alle zwei bis drei Wochen kontrolliert werden. Das Moos darf sich kühl und leicht feucht anfühlen, aber nie nass. Ist es trocken, reicht ein ganz feiner Sprühnebel – am besten mit dem Feinsprüher. Kondenswasser an der Box zeigt dagegen zu hohe Feuchtigkeit. In diesem Fall kurz lüften und das Material, falls nötig, austauschen. Schimmelstellen müssen immer vollständig entfernt werden.

Eine klare Kennzeichnung hilft, den Überblick zu behalten: Art, Datum und Anzahl der Puppen außen auf die Box schreiben. So lässt sich später leicht nachvollziehen, wie lange die Art schon liegt.

Das ideale Überwinterungsklima liegt bei 4 bis 7 °C, kühl, dunkel und leicht feucht – aber nie nass. Der Kühlschrank bietet diese Bedingungen zuverlässig, besonders im Gemüsefach, wo die Temperatur am stabilsten bleibt - aber Achtung, er ist oft zu trocken. Puppen oder Kokons sollten daher locker mit Küchenpapier oder Moos abgedeckt werden.

Bei der regelmäßigen Kontrolle gilt: lieber selten, dafür gezielt prüfen. Eine Sichtkontrolle alle zwei bis drei Wochen genügt. Zeigen sich ein „Kondenssee“ oder beschlagene Wände, ist es zu feucht. In diesem Fall kurz lüften und sparsamer befeuchten. Schrumpelige oder auffallend leichte Puppen weisen dagegen auf Trockenheit hin – dann minimal nachnebeln, aber niemals direkt besprühen oder gar „baden“.

Temperaturschwankungen sind zu vermeiden. Beim Transport oder längeren Öffnen des Kühlschranks steigt die Temperatur schnell an – deshalb immer nur kurz prüfen und anschließend wieder verschließen. Werte über 10 °C werden kurzfrsitig vertragen, über längere Zeit  können zu einer verfrühten Entwicklung oder Fehlbildungen führen.

Die Überwinterung im Freien ist naturnah und für viele heimische Arten ideal, da sie evolutionär genau an diese Bedingungen angepasst sind. Sie erfordert kaum Technik und reguliert sich selbst. Nachteile sind die fehlende Kontrolle und das Risiko durch Räuber wie Mäuse, Marder, Vögel oder Waschbären sowie Parasiten wie Schlupfwespen. Auch starke Witterungsschwankungen können problematisch sein. Die Box sollte schattig und überdacht stehen, wind- und spritzwassergeschützt, aber nicht warm und nie in direkter Sonne. Eine feinmaschige Gaze in Kombination mit einem Kaninchendraht hat sich als Schutz gegen Räuber bewährt. Ein leicht erhöhter Standort, etwa auf einem Regal oder Brett ist vorteilhaft. Die Kontrolle erfolgt wie beim Kühlschrank alle paar Wochen.

Kellerräume sind oft zu warm und Dachböden zu schwankend. Ideal sind unbeheizte, frostfreie Nebenräume mit stabiler Temperatur unter 10 °C, leicht feucht und dunkel. Bei Unsicherheit oder Temperaturschwankungen ist der Kühlschrank die bessere Wahl.

 

Extra Tipp: Sehr trockene Lagerung kann dazu führen, dass Puppen länger überliegen – besonders bei Saturnia-Arten wurde das beobachtet. Im Frühjahr hilft dann ein leichtes Befeuchten, um den Schlupf anzuregen.