Schmetterlinge richtig füttern
Die Fütterung adulter Schmetterlinge ist ein oft unterschätzter, aber entscheidender Teil der Zucht. Während der Fokus vieler Halter und Züchter zunächst auf der erfolgreichen Entwicklung der Raupen liegt, beginnt mit dem Schlupf der Falter ein neuer Abschnitt mit eigenen Anforderungen – die sich mit etwas Vorbereitung jedoch problemlos meistern lassen. Anders als viele Raupen, die meist nur eine oder zwei spezifische Futterpflanzen akzeptieren, zeigen Schmetterlinge im Erwachsenenstadium ein breiteres, aber auch sensibleres Spektrum an Nahrungspräferenzen. Der Energiebedarf ist dabei nicht zu unterschätzen, insbesondere wenn es um Fortpflanzung geht. Eine gezielte, alltagstaugliche Fütterung kann die Lebensdauer deutlich verlängern und die Paarungsbereitschaft der Tiere positiv beeinflussen.
Die am weitesten verbreitete Methode zur Versorgung adulter Falter ist das Anbieten von Zuckerlösungen. Besonders bewährt hat sich dabei ein einfaches Gemisch aus Wasser und Honig im Verhältnis von etwa fünf zu eins. Alternativ kann handelsüblicher Haushalts- oder Fruchtzucker verwendet werden – Fruchtzucker wird dabei von vielen Arten besser angenommen. Ein exaktes Mischverhältnis ist nicht notwendig, denn in der Natur ist die Zuckerkonzentration von Nektar je nach Pflanze ebenfalls unterschiedlich. Als grobe Orientierung gilt: Nektar enthält in der Regel zwischen 30 und 50 % Zucker. In Innenhaltung mit trockener Luft empfiehlt es sich, den Wasseranteil bewusst zu erhöhen – etwa auf 90 % –, um die Flüssigkeitsaufnahme zu erleichtern. Wer möchte, kann auch reinen Fruchtsaft wie Mangosaft verwenden. Der intensive Geruch wirkt auf viele Schmetterlinge besonders anziehend.
Wichtig ist, dass die Lösung in einer flachen Schale oder einem Deckel angeboten wird, die mit Küchenpapier oder einem Schwamm ausgelegt sind. Würde die Lösung einfach frei in einer Schale bereitgestellt werden, bestünde die Gefahr, dass der Falter seine Flügel benetzt oder daran kleben bleibt. Für Nachtfalter hat sich eine andere Methode bewährt: Hier kann die Lösung in einen kleinen Flaschenverschlussdeckel gefüllt und in der oberen Hälfte des Zuchtkastens befestigt werden. Idealerweise wird ein blauer Deckel verwendet – diese Farbe scheint nachtaktive Arten besonders gut anzuziehen. Die Lösung sollte mindestens alle zwei Tage erneuert werden, besser täglich, da sie bei Raumtemperatur rasch gärt oder schimmelt. Unsaubere Futterstellen können nicht nur Krankheiten begünstigen, sondern auch Ameisen anlocken.
Viele Züchter setzen zusätzlich auf natürliche Nahrungsquellen in Form überreifer Früchte. Bananen, Orangen, Mangos oder Pfirsiche lassen sich leicht halbieren und auf einem Teller im Zuchtbehälter auslegen. Die Akzeptanz hängt allerdings stark von der Art ab. Distelfalter lassen sich so hervarragend füttern, auch Admiral gehen gerne an Früchte und fressen daran. Manche Schmetterlinge bevorzugen fermentierende Substanzen, die sich bei leicht angeschlagenem Obst schnell bilden. Besonders tagaktive Arten wie der Admiral, der Distelfalter oder das Tagpfauenauge lassen sich so gut versorgen. Die Früchte sollten regelmäßig kontrolliert und bei beginnender Schimmelbildung sofort ausgetauscht werden. Wichtig ist, feste Nahrung eignet sich in erster Linie für Tagfalter – Nachtfalter ignorieren diese Angebote meist vollständig.
Blühende Pflanzen mit hohem Nektargehalt sind eine weitere sinnvolle Ergänzung. Arten wie Wandelröschen, Eisenkraut, Pentas, Lavendel, Katzenminze, Sommerflieder oder Günsel sind erprobt und lassen sich auch auf dem Balkon oder in hellen Innenräumen gut kultivieren. Frische Blüten regen nicht nur die Nahrungsaufnahme an, sondern fördern auch das natürliche Verhalten der Falter. Viele Tagfalter fliegen aktiv von Blüte zu Blüte, saugen dort Nektar und zeigen dabei ein typisches, sehr ruhiges Verhalten. Wer möchte, kann einfach einen kleinen Blumenstrauß zusammenstellen, ihn in eine Vase stellen und in den Zuchtbehälter integrieren.
Nicht alle Schmetterlinge benötigen im adulten Stadium Nahrung. Es gibt Arten, die keine funktionstüchtigen Mundwerkzeuge besitzen und sich ausschließlich von den Energiereserven aus dem Raupenstadium ernähren. Dazu gehören unter anderem Götterbaumspinner (Samia ricini), Mondspinner (Actias luna). Bei diesen Arten ist keine Fütterung notwendig – im Gegenteil: Der Versuch, Nahrung anzubieten, bleibt erfolglos und kann die Tiere sogar stören. Umso wichtiger ist es, bei anderen Arten rechtzeitig Futterquellen bereitzustellen. Die ersten Stunden nach dem Schlupf zeigen viele Falter noch kein aktives Fressverhalten. Doch kurze Zeit später beginnt die Suche nach Nahrung – und dieser Zeitpunkt sollte nicht verpasst werden. Es hat sich bewährt, Futterstellen dort zu platzieren, wo die Tiere sich häufig aufhalten, beispielsweise an Ecken oder am oberen Rand des Behälters. Ein kurioser, aber nützlicher Effekt: Schmetterlinge schmecken mit ihren Füßen. Wenn ein Falter zufällig auf eine geeignete Futterquelle tritt, registriert er den Zuckergehalt sofort und beginnt in vielen Fällen direkt mit dem Saugen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Fütterung adulter Schmetterlinge ist weit mehr als eine rein technische Aufgabe. Sie ist ein zentraler Bestandteil artgerechter Haltung und hat direkten Einfluss auf Gesundheit, Aktivität und Fortpflanzungsverhalten der Tiere. Zugleich bietet sie die Möglichkeit zu faszinierenden Beobachtungen. Wer einmal gesehen hat, wie ein frisch geschlüpfter Falter zielstrebig zur Nahrungsquelle fliegt, seinen Rüssel entrollt und ruhig mit der Nahrungsaufnahme beginnt, weiß: Der Aufwand lohnt sich. Eine durchdachte, hygienische und artangepasste Fütterung bildet die Grundlage jeder erfolgreichen Zucht – und macht diese zu einem rundum bereichernden Erlebnis.
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